Hier ist der Lev-HaSharon-Kreisverkehr, und an diesem Kreisverkehr am Eingang zur Wideystraße standen schon um 1890, vielleicht sogar etwas früher, zwei Bankgebäude. Links, heute Deutsche Bank, war die Essener Kreditanstalt, ein Vorläuferinstitut der Deutschen Bank, und hier rechts, wo jetzt die Kieferorthopädie ist, befand sich die Wittener Niederlassung der Reichsbank.

Hier spielte sich Ende März 1920 ein quasi Abenteuer ab. Das war die Zeit Ende März 1920, also nach dem Kapp-Putsch, am 13. März 1920, die deutsche Arbeiterschaft legte einen Generalstreik hin, auch in Witten wurde komplett gestreikt. Daraus ist der Aufstand der roten Ruhr entstanden, auch hier in Witten. Die Männer und Frauen, die die Weimarer Demokratie, gegen diesen Angriff der Putschisten verteidigt hatten, sollten offiziell entschädigt werden. Sie arbeiteten ja nicht, brauchten aber Geld, um leben zu können, und dazu wurden öffentliche Gelder aus dem Stadthaushalt benötigt, und die lagerten in den Tresoren der Reichsbank, in dem Vorläuferbau, von dem Bau, von dem wir stehen.

Dann erfuhr der Reichsbankchef von Witten, dass eine Delegation der Arbeiterschaft die benötigten Lohngelder abholen wolle. Und daraufhin packte der Chef der Reichsbank das komplette Geld aus dem Tresor. Das waren über 300.000 DM damals, in zwei Säcken, und flüchtete mit dem Geld durch das hintere Fenster, durch den Garten Richtung Augustastraße, und dort bestieg er die Straßenbahn nach Langendreer.

Das bekam aber ein Arbeiter mit, der gerade hier vorbeikam, und er informierte den Arbeiterrat, der sich daraufhin ein Pferd und einen Wagen besorgte und zwei Arbeiter hinter dem flüchtenden Reichsbankdirektor her jagte, um ihm die Lohngelder wegzunehmen. Und das gelang in einer wirklich filmreifen Szene, überholte die Pferdewagen die Straßenbahn am Krengeldanz war das also noch auf Wittener Stadtgebiet bremst du die Straßenbahn aus, zwei Männer, angeblich bewaffnet, gingen in die Straßenbahn und nahmen den Reichsbankpräsidenten und unseren Kassierer aus in Witten erreicht, beim Präsidenten und seinen Kassierer mit sich, und damit auch das Geld.

Das Geld wurde dann in der Sparkasse, in der Stadtsparkasse gebunkert, und fast alles, bis auf die Lohngelder, wurde der Reichsbank Kinder zurückgegeben. In der Literatur wird das immer als fiese kriminelle Handlung der Arbeiter betrachtet. In der Nähe der Reichsbankpräsident war doch der Räuber. Das interessiert mich jetzt. Wollte der sich selber bereichern daran, mit der Kohle? Da hat er das den Arbeitern nicht gegönnt, die Kohle? Die Quellen sagen, er wollte das als Lohngelder zu einer Langendreer Zeche bringen, ich glaube, Zeche Bruchstraße, damit die Bergleute dort ihren Lohn erhalten könnten. Ich halte das ehrlich gesagt für eine Ausrede.